TH_MA_M23-3 Gott denken - Gott erfahren - Gott lieben. Die Kernelemente der Gotteslehre von Thomas von Aquin

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Prof. Dr. Markus Schulze SAC

Veranstaltungsart: Seminar

Orga-Einheit: Fachbereich Theologie

Anzeige im Stundenplan: TH_MA_M23-3

Anrechenbar für:

Inhalt und Informationen zum Kurs:
Allgemein bekannt sind aus der Gotteslehre des Thomas von Aquin heute noch die fünf Beweisgänge (quinque viae), welche die natürliche Vernunft des Menschen zur Erkenntnis der Existenz eines absoluten Wesens führen sollen. Dieses Seminar aber hat andere Schwerpunkte im Auge. Es soll anhand einiger Schlüsseltexte untersucht werden, wie sich der hl. Thomas den Zusammenhang der unendlichen Eigenschaften Gottes zu verdeutlichen sucht – also etwa, in welchem Verhältnis nach seiner Ansicht göttliche Allmacht und göttliche Barmherzigkeit bzw. göttliche Barmherzigkeit und göttliche Gerechtigkeit zueinander stehen, und was es bedeutet, dass diese Attribute die Wesenszüge des Gottes der dreifaltigen Liebe sind (Gott denken).
In einem zweiten Schritt soll dargelegt werden, welche Grade und Stufen, welche Arten und Weisen der Wahrnehmung Gottes dem Menschen Thomas von Aquin zufolge eröffnet und möglich sind. An diesem Punkt erweist sich unser mittelalterlicher Denker als theologischer Erkenntnistheoretiker ersten Ranges: Anhand seiner subtilen Analysen werden die Seminarteilnehmer der Differenz und zugleich dem inneren Konnex von Gottesreflexion und Gotteserfahrung, von irdischem Gottdenken und eschatologisch vollendetem Gottschauen auf die Spur kommen (Gott erfahren).
In einem dritten Durchgang durch wesentliche Texte des Aquinaten wird die existentiell tiefste Schicht der Gottesbeziehung berührt, die Liebe zu Gott, welche der hl. Thomas in Übereinstimmung mit der Offenbarung als gnadenbegründete Freundschaft versteht. Wie ist eine Freundschaftsliebe zum umgreifenden und alles durchdringenden Geheimnis, das wir Gott nennen, nach ihm überhaupt möglich? Es wird sich zeigen, wie wenig altmodisch, ja im Gegenteil oft geradezu überraschend aktuell Thomas im Feld seiner Ausführungen zur ‚amicitia dei‘ bzw. zum ‚amor dei‘ ist – auch und gerade dort, wo die dunkle Seite unserer Einstellung zu Gott zur Sprache gebracht wird, der Gotteshass nämlich bzw. der Neid ihm gegenüber, wie er etwa im berühmten Diktum Nietzsches zum Vorschein kommt: „Wie, wenn es Götter gäbe, hielte ich es aus, kein Gott zu sein?“ Warum der Mensch dahin kommt, in Gotteshass zu verfallen, wie dieser überwunden und geheilt werden kann, und schließlich: warum nur in der Liebe zum dreifaltigen Schöpfer und Vollender des Lebens dem menschlichen Herzen jener Friede geschenkt wird, auf den es mit seinen besten Kräften aus ist, dies mit Gedanken des Thomas einer Klärung näherzuführen, wird die letzte Denkphase unseres Seminars in Atem halten.
Vertiefte und bewährte Lateinkenntnisse sind selbstverständlich nützlich und hochwillkommen, aber keine unbedingt notwendige Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Seminar. Es werden für alle einschlägigen Aussagen des Thomas von Aquin sinngetreue und in gut nachvollziehbarem Deutsch präsentierte Übersetzungen vorgelegt.

Kompetenzen:
Die Studierenden können
• die Relevanz, die Größe und die Grenze der Gotteslehre des Thomas von Aquin darlegen und im geistesgeschichtlichen Kontext des Hochmittelalters verorten
• nachweisen, inwiefern die spekulative Durchdringung des christlichen Gottesglaubens, wie sie der hl. Thomas unternimmt, auch für die heutige Aneignung des Evangeliums vom Gott der dreifaltigen Liebe Anregungen zu bieten hat
• deutlich machen, warum im Gottesverständnis des Aquinaten die Barmherzigkeit die Mitte und Hauptquelle des göttlichen Handelns ist, und wie von einer Theologie der ‚Misericordia‘ aus die Herausforderungen der Theodizeefrage intellektuell bewältigt werden können
• die Spannungseinheit von ‚intellectus fidei‘ und ‚cognitio dei experimentalis‘, welche die ebenso sehr existentielle wie theoretische Bedeutung der thomanischen Gotteslehre grundlegen, hilfreich und klärend in heutige Verstehensvoraussetzungen einbringen

Literatur:
Zur entfernteren Vorbereitung der Arbeit an den Thomas-Texten selbst eignen sich die folgenden Schriften:
GISBERT GRESHAKE, Der dreieine Gott. Eine trinitarische Theologie, Freiburg/Basel/Wien 1997, 111-126.
WALTER KASPER, Der Gott Jesu Christi, Mainz 31995, 342-347.
MARKUS SCHULZE, Dreifaltigkeit: Das Herzstück des christlichen Glaubens. Und was sagt der Islam dazu? Gossau 2015
MARKUS SCHULZE, Wie kann man ‚Barmherzigkeit‘ von Gott aussagen? Zur Theologie der ‚Misericordia‘ bei Thomas von Aquin, in: George Augustin/Thomas R. Elßner (Hg.), Barmherzigkeit als christliche Berufung, Freiburg im Breisgau 2017, 51-95.
MARKUS SCHULZE, Das Problem der himmlischen Gottesschau bei Thomas von Aquin: Ist die unmittelbare Anschauung Gottes dem Menschen als solchem möglich? In: George Augustin/Klaus Krämer (Hg.), Gott denken und bezeugen (FS Walter Kardinal Kasper), Freiburg/Basel/Wien 2008, 388-417.

Leistungsnachweis:
Aus M23 sind sechs Seminare zu wählen. Davon müssen fünf mit Noten für schriftliche Seminararbeiten (je 4,5 ECTS-Punkte) und ein Seminar mit einer aktiven Teilnahme (1,5 ECTS-Punkte) abgeschlossen werden. Je eine schriftliche Seminararbeit muss aus der biblischen (M23-1a, M23-1b), historischen (M23-2), praktischen (M23-6a, M23-6b, M23-7a, M23-7b) Theologie und zwei aus der systematischen Theologie / Philosophie (M23-3, M23-4b, M23-5 und M23-4a) stammen und eine aktive Seminarteilnahme kann frei gewählt werden. 24 ECTS-Punkte werden bei Abschluss des Moduls gutgeschrieben.

In den Seminaren aus dem Angebot von M 23 sind folgende Seminarleistungen als Mindestleistungen für die Vergabe von 4,5 ECTS-Leistungspunkten zu erbringen:
(1) Ein Vortrag in der Seminarveranstaltung sowie
(2) eine schriftliche Seminararbeit im Umfang von mind. 10-15 Seiten.

Das Seminar kann auch mit einem qualifizierten Leistungsnachweis (3 ECTS-Punkte) oder einer aktiven Teilnahme (1,5 ECTS-Punkte) im Rahmen von Modul 24 (M24-B03) abgeschlossen werden.

 

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Do, 19. Okt. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
2 Do, 26. Okt. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
3 Do, 2. Nov. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
4 Do, 9. Nov. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
5 Do, 16. Nov. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
6 Do, 23. Nov. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
7 Do, 30. Nov. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
8 Do, 7. Dez. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
9 Do, 14. Dez. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
10 Do, 21. Dez. 2017 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
11 Do, 11. Jan. 2018 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
12 Do, 18. Jan. 2018 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
13 Do, 25. Jan. 2018 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
14 Do, 1. Feb. 2018 08:30 10:05 Hörsaal 1 Prof. Dr. Markus Schulze SAC
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende
Prof. Dr. Markus Schulze SAC